Nebenberuflich gründen und Arbeitgeber: Was gilt es gegenüber dem Arbeitgeber zu beachten?

Die Entscheidung, ein Unternehmen nebenberuflich zu gründen, kann eine aufregende Herausforderung sein. Viele Menschen suchen nach Möglichkeiten, ihre unternehmerische Leidenschaft zu verfolgen und zusätzliches Einkommen zu generieren. Doch bevor du den Schritt in die Selbstständigkeit wagst, solltest du einige wichtige Aspekte im Hinblick auf deinen Arbeitgeber beachten. In diesem Artikel erfährst du, welche Überlegungen dabei eine Rolle spielen sollten.

1. Überprüfung deines Arbeitsvertrags

Die Prüfung des Arbeitsvertrags ist ein wesentlicher erster Schritt für alle, die eine nebenberufliche Unternehmensgründung in Erwägung ziehen. In vielen Arbeitsverträgen finden sich spezifische Klauseln, die sich auf Nebentätigkeiten beziehen.

In Deutschland gibt es keine allgemeine rechtliche Genehmigungspflicht für die Aufnahme einer nebenberuflichen Selbstständigkeit. In vielen Arbeitsverträgen sind aber spezifische Klauseln enthalten, die eine Anzeigepflicht für Nebentätigkeiten festlegen. Das bedeutet, dass du deinen Arbeitgeber informieren musst, bevor du mit deiner nebenberuflichen Tätigkeit beginnen. Diese Regelung dient dazu, mögliche Interessenkonflikte zu vermeiden und sicherzustellen, dass dein Hauptjob nicht beeinträchtigt wird.

Darüber hinaus ist es ratsam, auf Wettbewerbsverbote zu achten, um mögliche Genehmigungen für eine Nebentätigkeit nicht zu gefährden. Diese Klauseln schränken in vielen Fällen die Möglichkeit ein, in einem ähnlichen Geschäftsfeld hauptberuflich tätig zu sein. Dies kann von Bedeutung sein, wenn dein Nebenerwerb mit der Branche deines Hauptarbeitgebers in Konflikt stehen könnte und du dafür eine Genehmigung benötigst. Eine klare Abgrenzung deiner Nebentätigkeit von den Geschäftsinteressen deines Arbeitgebers ist daher meist sehr wichtig, um Konflikte im Arbeitsvertrag zu vermeiden.

Des Weiteren können Vertraulichkeitsklauseln bestehen, welche die Verwendung von Informationen oder Ressourcen des Arbeitgebers in der nebenberuflichen Gründung untersagen. Bei Verstößen gegen diese Regelungen drohen dir im schlimmsten Fall rechtliche Konsequenzen.

Wir empfehlen dir im Zweifelsfall rechtlichen Rat einzuholen. Ein Fachanwalt kann dir helfen, die Bestimmungen des Arbeitsvertrags korrekt zu interpretieren und sicherzustellen, dass deine nebenberufliche Tätigkeit im Einklang mit den vertraglichen Verpflichtungen deines Angestelltenverhältnisses steht.

Disclaimer: Dieser Artikel ist nach besten Wissen und Gewissen recherchiert, stellt aber keine rechtliche Beratung dar!

2. Transparente Kommunikation

Eine transparente Kommunikation ist für den Erfolg von nebenberuflichen Gründerinnen und Gründern unserer Erfahrung nach von entscheidender Bedeutung, insbesondere im Verhältnis zu deinem Arbeitgeber bzw. ihrer Arbeitgeberin. Eine offene Kommunikation kann für beide Seiten von Vorteil sein, denn sie ist ein wesentlicher Aspekt ist das Schaffen von Vertrauen zwischen dir und deinem Arbeitgeber.

Tipp: Hör dir hierzu auch unsere Podcast Episode „Wie sage ich es meinem Arbeitgeber, wenn ich plane, eine Nebentätigkeit anzumelden?“ an!

Eine transparente Kommunikation hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden. Durch eine offene Kommunikation kann eine mögliche Beeinträchtigung der Interessen des Arbeitgebers durch deine nebenberufliche Gründung vermieden werden. Dadurch können etwaige Bedenken direkt angesprochen und ausgeräumt werden. Dies fördert ein positives Arbeitsklima und minimiert das Risiko von Konflikten.

Es ist jedoch wichtig, die richtige Balance zwischen deinem Hauptberuf und deiner Nebentätigkeit zu finden. Bitte berücksichtige, dass nicht jeder Arbeitgeber positiv auf die Nachricht deiner nebenberuflichen Selbstständigkeit reagieren wird, besonders wenn er Bedenken hinsichtlich der Arbeitsleistung hat. Daher ist es empfehlenswert, sich im Vorfeld Gedanken über den geeigneten Zeitpunkt und die Art und Weise des Gesprächs zu machen. Ein geeigneter Zeitpunkt könnte beispielsweise während eines Jahresgesprächs oder bei einem informellen Treffen sein.

3. Work-Life-Balance

Für nebenberufliche Gründer und Gründer*innen ist die Aufrechterhaltung einer gesunden Work-Life-Balance von entscheidender Bedeutung, um sowohl hauptberuflich als auch nebenerwerblich erfolgreich zu sein. Die Herausforderung, eine Haupttätigkeit und eine nebenberufliche Gründung miteinander zu vereinbaren, kann schnell zu Stress und Überlastung führen. Daher ist es unabdingbar, proaktive Strategien zu entwickeln, um sowohl beruflich als auch privat erfolgreich zu sein, ohne dass eine der beiden Seiten beeinträchtigt wird.

Ein wesentlicher Aspekt der Work-Life-Balance ist ein effektives Zeitmanagement. Plane deine Woche im Voraus und setze dir klare Prioritäten für deine Aufgaben, um deine Nebentätigkeit effektiv auszuüben. Nutze digitale Tools und Apps zur Zeitplanung, um deine To-do-Listen zu organisieren und Fristen einzuhalten. Dadurch stellst du sicher, dass du sowohl deinen Verpflichtungen im Hauptjob als auch den Anforderungen deiner Gründung gerecht wirst.

Ich empfehle dir zudem, Pausen einzuplanen und dir bewusst Zeit für dich selbst zu nehmen. Durch regelmäßige Pausen lässt sich die Produktivität steigern und die Kreativität fördern. Es ist empfehlenswert, Zeit für Entspannung und Hobbys einzuplanen, um einen notwendigen Ausgleich zu schaffen.

Aktivitäten wie Sport, Meditation oder auch nur die gemeinsame Zeit mit Freunden und Familie können dazu beitragen, Stress abzubauen und die mentale Gesundheit zu fördern.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Selbstreflexion. Überprüfe regelmäßig deine Ziele und Prioritäten. Reflektiere, ob deine nebenberufliche Gründung die erhoffte Erfüllung bringt oder ob sie mehr Druck erzeugt, als sie dir wert ist. Sei bereit, erforderliche Anpassungen vorzunehmen, wenn du feststellst, dass deine Work-Life-Balance dauerhaft beeinträchtigt ist.

Eine ausgewogene Work-Life-Balance kann langfristig deine Zufriedenheit erhöhen und deine Leistungsfähigkeit in beiden Bereichen steigern. Eine nebenberufliche Gründung ist ein Marathon und kein Sprint!

Vorteil mit der Krankenversicherung?

Nebenberufliche Gründer und Gründer*innen müssen sich zu Beginn ihrer Selbstständigkeit in der Regel nicht selbst krankenversichern, sofern die selbstständige Tätigkeit nicht die Hauptbeschäftigung übersteigt.

Das bedeutet für Personen, die weniger als die Hälfte ihrer Arbeitszeit pro Woche selbstständig arbeiten und deren Einkommen aus der Selbstständigkeit nicht das Einkommen aus der Hauptbeschäftigung übersteigt, besteht keine Pflicht zur eigenen Krankenversicherung.

Sie sind also durch ihren Arbeitgeber versichert. Bei Überschreiten dieser Grenzen besteht die Verpflichtung zur eigenen Versicherung.

Ausnahme: Sobald du Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen beschäftigst, wirst du meist grundsätzlich nicht mehr als nebenberuflich selbstständig, sondern hauptberuflich selbstständig eingestuft!

Quelle: https://socialpizza.tk.de/aendert-sich-meine-krankenversicherung-wenn-ich-mich-selbststaendig-mache/360/

Disclaimer: Dieser Artikel ist nach besten Wissen und Gewissen recherchiert, stellt aber keine rechtliche Beratung dar!

Fazit

Die Entscheidung, nebenberuflich zu gründen, birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Eine klare Planung und Vorbereitung sind entscheidend, um eine erfolgreiche Balance zwischen Hauptjob und Selbstständigkeit zu finden. Dabei sind insbesondere die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere in Bezug auf Konkurrenzverbot und Anzeigepflicht, von Anfang an zu beachten. Eine transparente Kommunikation mit dem Arbeitgeber kann Missverständnisse vermeiden und Vertrauen schaffen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Work-Life-Balance, die dir die Möglichkeit bietet, sowohl im Beruf als auch im Privatleben Erfüllung zu finden. Um deine Gesundheit und Motivation zu erhalten, sind regelmäßige Pausen und Selbstreflexion unerlässlich, besonders wenn du mehrere Stunden pro Woche arbeitest. Zudem ist eine krankenversicherungsrechtliche Absicherung von großer Bedeutung, um im Krankheitsfall umfassend abgesichert zu sein, insbesondere wenn du nebenberuflich tätig bist.

Die nebenberufliche Gründung ist eine wertvolle Möglichkeit, die eigene Geschäftsidee zu verwirklichen und zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen. Mit der richtigen Strategie und einem klaren Fokus auf die wesentlichen Punkte kannst du erfolgreich in die Selbstständigkeit starten, ohne die Sicherheit deines Hauptjobs zu gefährden. So kannst du deine unternehmerischen Träume verwirklichen und gleichzeitig ein stabiles Fundament für deine berufliche Zukunft legen.

Redaktion

Peter-Georg Lutsch

Als Gründer der Sidepreneur® Plattform unterstütze ich seit über 7 Jahren nebenberufliche Gründer*innen dabei, ihre Geschäftsideen umzusetzen und ihr Unternehmen erfolgreich aufzubauen.

SIDEPRENEUR MASTERCLASS

Wir unterstützen dich von der Geschäftsideenfindung über die Produktentwicklung bis hin zum Markteintritt. Neugierig?