Welche Unternehmensform ist die Richtige für mich? Interview mit Steuerberater Matthias Gschnaidter

Welche Unternehmensform ist die Richtige für mich? Interview mit Steuerberater Matthias Gschnaidter

In dieser Episode begrüßt Peter den Steuerberater Matthias Gschnaidter im Interview.

 

 

WELCHE UNTERNEHMENSFORM SOLL ICH  ALS SIDEPRENEUR WÄHLEN?

Peter: Buchhaltung und Steuern, Unternehmensform können schlaflose Nächte bereiten. Ein paar hilfreiche Antworten dazu gibt heute mein eigener Steuerberater Matthias Gschnaidter. Matthias stellt dich doch mal bitte vor!

Matthias: Ich bin Steuerberater.  33 Jahre alt. Momentan bin ich noch nebenberuflich als Steuerberater selbständig. Ich war 9 Jahre bei einer der biig four Gesellschaft (Anm. als big four wird das Oligopol der weltweit größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bezeichnet).  Jetzt arbeite ich in einer mittelständischen Gesellschaft, auch mit dem Ziel bald komplett selbständig zu sein, sodass ich meine nebenberufliche Tätigkeit immer mehr einfließen lassen kann.

 

WARUM STARTUPS SPANNEND SIND

Warum ich StartUps so spannend finde? Ich bin quasi selbst ein Startup. Ich habe mich bewusst nebenberuflich selbständig gemacht. Der Prozess des Gründens ist sehr spannend! Meiner Meinung nach sind Gründerpersönlichkeiten ausschlaggebende Persönlichkeiten. Es ist mir schon ein paar Mal gelungen, Menschen mit Ideen auf den Weg von Firma, zum Unternehmen und dann auch zum Erfolg zu begleiten. Ich bin stolz von Sekunde eins an der Berater und auch der Ansprechpartner für alles finanzielle zu sein. Das motiviert mich auch, die Selbständigkeit zu wagen.

Peter: Jetzt hast Du ja viele StartUps begleitet. Hast Du hier ein paar Insights für uns?

Matthias: Ich hatte während meiner big four Zeit einen Mandanten, der sehr viel in StartUps investiert hat.  Wir haben viele Transaktionen zusammen gemacht und haben “auf dem Papier” unscheinbare Firmen, wo der Firmenname  nicht unbedingt erkennen ließ, was eigentlich gemacht wird, verkauft. Hier habe ich teilweise sehr interessante Geschäftsfelder entdeckt, vor allem aber die Gründerpersönlichkeiten. Zu sehen, was die im Endeffekt auf dem großen Markt wert sind, fand ich sehr beeindruckend.

Peter: Jetzt sind bei uns in erster Linie nicht die ganz großen StartUps, die ganz großen Exits dabei, aber viele, die spannende Prozesse anstoßen wollen und auch wirklich tolle Sachen hervorbringen.

In dieser Folge und auch in den nächsten beiden Folgen wollen wir Schwierigkeiten zum Thema Gründen aus dem Weg räumen und aufzeigen, was es zu beachten gilt.

 

WIE WÄHLE ICH DIE PASSENDE RECHTSFORM FÜR MEINE GESCHÄFTSIDEE

Der erste Themenkomplex, dem wir uns widmen wollen ist, welche Rechtsform ich bei der Gründung wählen sollte. Wenn man als Unternehmer starten möchte, dann stellen sich viele Fragen. Was möchte ich gründen, soll es eine GbR sein, eine UG oder sogar eine GmbH? Was ergibt Sinn?  Wie entscheide ich, welche Rechtsform ich wähle und was sind die Vor- und Nachteile der Rechtsformen? Kannst Du uns hier ein wenig aufklären?

Matthias: Sehr gerne. Natürlich steht man am Anfang vor der Frage, wie fange ich überhaupt an. Der einfachste Weg: Ich melde mein Gewerbe an und bin dann Einzelunternehmer. Hier gibt es natürlich noch weitere  Unterscheidungen, bspw. übt man eine schriftstellerische Tätigkeit aus, wäre ich ein Freiberufler.

Es gibt für jedes Business eine eigene Rechtsform und eine spezielle Rechtsform ist nicht für jedes Business immer vorteilhaft. Es hat natürlich Sinn, wenn ich alleine starte, erst einmal als Einzelunternehmer zu starten. Das Risiko liegt hier bei der Haftung, da man mit dem Privatvermögen haftet. Man spart sich den Notar, muss auch keine Stammeinlage aufbringen und auch kein Vorsprechen bei einer Bank bzgl. einer Finanzierung,

Natürlich muss Ich mich bei Behörden anmelden, dazu machen wir noch einmal eine extra Folge. Der klassische Weg eines jungen Selbständigen ist mit Sicherheit der Einzelunternehmer.

 

GÜNSTIGER EINSTIEG ALS EINZELUNTERNEHMER ODER GBR

Peter: Diese Möglichkeit hat den großen Vorteil, dass man relativ günstig sein Gewerbe beim Gewerbeamt anmelden kann. Hier in München sind es bspw. 60 EUR und dann hat man seine erste Firma angemeldet.

Matthias: Die GbR, Gesellschaft bürgerlichen Rechts fällt auch unter die Personengesellschaften. Hierfür sind mindestens 2 oder mehr Gründer notwendig. Die Gründung einer GbR ist schon bei einem gemeinsamen Bier möglich: Man sagt, lass uns doch eine Firma machen dann bin ich ab dem Zeitpunkt eine GbR, weil das Gesetz so schon sagt eine gleich gewähltes Interesse habe.

 

EIN BIER, EINE IDEE UND SCHON IST EINE GBR GEGRÜNDET

Peter: Es ist tatsächlich so, wenn man sich trifft und eine gemeinsame Mission hat, dann hat man schon eine GbR?

Matthias: Das geht schneller, als man denkt. Man geht abends auf ein Bier, hat eine Geschäftsidee und schon hat man eine Gesellschaft gegründet. Da muss ich keinen Vertrag machen, der kann mündlich sein, es empfiehlt sich dennoch immer einen Gesellschaftsvertrag schriftlich zu machen, der geht privat schriftlich, d. h. ich setze mich mit meinen Partnern zusammen und mache einen GbR Vertrag. Hier gibt es viele vorformulierte Versionen. Es unterschreiben alle, jeder bekommt eine Abschrift und so entsteht eine GbR.

Peter: Also aufpassen mit den Bierdeckeln und was Ihr darauf schreibt.

 

HAFTUNGSRISIKO ALS NACHTEIL BEI PERSONENGESELLSCHAFTEN

Matthias: Jede Personengesellschaft hat den Nachteil der Haftung, da diese nicht begrenzt ist, man haftet immer gesamtschuldnerisch. Im Falle einer GbR bedeutet das auch, dass man für die Fehler seiner Partner haftet, das muss man sich vorher klarmachen. Natürlich kommt es auf das Vorhaben an. Gehe ich in das Software Business oder entwickle ich eine App. Man sollte sich überlegen, ob man eine GbR eingeht. Die Begründung für diesen Gedanken: wenn es zu Urheberrechtsstreitigkeiten geht, bin ich ungeschützt was die Haftung anbelangt.

Peter: Sicherlich auch in Business Vorhaben wie E-Commerce, wo man mit vielen Waren hantiert, die eventuell auch viel Geld wert sind. Was macht man dann, wenn etwas nicht passt?

Matthias: Überall, wo ich ein erhöhtes Haftungsrisiko habe, sollte ich die Haftung begrenzen und das geht nur mit der Kapitalgesellschaft. In einer soliden Form, in der die Kapitalgesellschaft eine eigene Rechtspersönlichkeit ist, Stichwort juristische Person.

 

KAPITALGESELLSCHAFTEN, UG UND GMBH

Peter: Welche Kapitalgesellschaftsformen gibt es?

Matthias: Der klassische Fall ist die GmbH, die Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Was für Gründer mittlerweile immer interessanter ist, ist die UG, die Unternehmergesellschaft. Das ist eine Vorform der GmbH, die kann ich mit 1 EUR gründen. Hier gleich eine Anmerkung: Eine UG muss zwingend irgendwann in eine GmbH umgewandelt werden, in dem ich meine Gewinne zurückstelle und nicht ausschütte. Das ist der einfachste Weg eine Kapitalgesellschaft zu gründen. Ich brauche ein Startkapital von 1 EUR.

 

ABLAUF EINER KAPITALGESELLSCHAFTSGRÜNDUNG

Ich muss zu mehreren Anlaufstellen. Man braucht einen Gesellschaftsvertrag und eine Satzung, man muss einen  Notar hinzuziehen und die Anmeldung im Handelsregister steht an. Vorab muss ein Gewerbe angemeldet werden und dann ist die UG errichtet. Das ist schon bedeutend mehr Aufwand als bei Einzelunternehmen oder der GbR.

 

HAFTUNGSRISIKO ALS ENTSCHEIDUNGSKRITERIUM FÜR PERSONEN- ODER KAPITALGESELLSCHAFT

Peter: Erste Frage, die man sich stellen muss: Wie sieht das mit dem Haftungsrisiko aus? Macht eine Personengesellschaft oder eine Kapitalgesellschaft Sinn. Gibt es neben der Haftung noch einen weiteren Grund, die für eine Personengesellschaft sprechen würde?

GRÜNDUNG EINER KAPITALGESELLSCHAFT KOSTENAUFWENDIG

Matthias: Wenn man startet, muss man auf die Kosten schauen. Wenn man alleine als Einzelunternehmer startet, kann man die Haftung noch ein bisschen überschauen oder man hat kein Geschäft mit hoher Haftung. In dem Fall empfehle ich die Kosten zu sparen und ein Einzelunternehmen zu machen.

Bei einer Kapitalgesellschaft gibt es zudem viel mehr Standards bspw. bei einer Steuererklärung oder eine Jahresabschlussrechnung zu beachten. Ich muss bei einer Kapitalgesellschaft zwingend einen Abschluss erstellen, dieser muss im Bundesanzeiger hinterlegt werden oder offen darlegen, wenn ich gewisse Grenzen überschreite.

Bei einem Einzelunternehmen ändert sich nichts, man ergänzt zu seiner Steuererklärung einfach einen weiteren Punkt.

 

VORTEIL DER KLAREN TRENNUNG VON PRIVAT UND BUSINESS

Peter: Jetzt habe ich in der Vergangenheit ja schon beides gegründet. Ein großer Vorteil von einer Kapitalgesellschaft ist die klare Trennung zwischen Privat- und Firmen-Finanzen.

Matthias: Bei der Gründung einer Kapitalgesellschaft geht das ganze Geschäft in die Gesellschaft über und sie hat eine eigene Rechtspersönlichkeit. Die GmbH oder die UG wird selbst Steuerpflichtiger und man ist Angestellter. Man kann sich selbst als Geschäftsführer der Kapitalgesellschaft anstellen, sich ein Gehalt zahlen. Die Kapitalgesellschaft muss sich ihr gesamtes Einkommen selbst verdienen.  Man hat in seiner Steuererklärung keinen Bezug zur Kapitalgesellschaft, außer es wird Geld von ihr bezogen. Das ist eine saubere Teilung und wenn man Privatvermögen und Betriebsvermögen trennen möchte, ist die GmbH oder die KG eine gute Option.

Peter: Gibt es noch eine andere Form, die Sinn ergeben würde, wenn man jetzt gerade junger Gründer ist oder ist die Unterscheidung eher treffend zwischen Einzelunternehmen, GbR und UG? Gibt es noch Sonderformen, die Sinn haben?

MIT PERSONENGESELLSCHAFT STARTEN UND DANN AUF KAPITALGESELLSCHAFT ANPASSEN

Matthias: Es gibt schon Sonderformen im Bereich der Personengesellschaften, aber ich würde, wenn ich alleine gründe und die Haftung überschauen kann, erst einmal das Einzelunternehmen probieren, ich kann zu jeder Zeit in eine GmbH umwandeln. Das geht steuerneutral und wenn es bspw. zu viel wird oder man das Private trennen möchte.

Wenn ich eine Gruppe aus Gründern habe, würde ich eine GbR starten, wenn ich den Leuten vertrauen kann, was die Regel ist, wenn ich ein Geschäft mache. Ich würde erst einmal schauen, wie es läuft, auch die GbR kann ich in eine GmbH umwandeln. Wenn die Haftung zu riskant ist, ich es komplett abgeschirmt haben möchte dann wäre es sinnvoll eine Kapitalgesellschaft oder GmbH zu gründen.

Wenn ich dann noch nicht weiß, wie es läuft oder wenn es dann doch nichts wird, dann liquidiere ich lieber etwas, ohne dass ich meine ganzen Finanzen offenlegen muss oder dass ich auf das Privatvermögen zurückgreifen muss.

Peter: Jetzt hast Du uns schon einen echten Einblick gegeben für einen ersten Step, bevor es zu einer Gründung kommt.

Man hat schon seine Geschäftsidee gefunden und man hat auch schon seinen ersten Markttest gemacht und will man in die Umsetzung kommen. Hier hast Du uns jetzt einen ersten Input gegeben, was es grundsätzlich zu beachten gibt bei der Auswahl der Rechtsform. Das ist natürlich keine allumfassende Beratung, daher ist es empfehlenswert, sich auch mit seinem Steuerberater des Vertrauens auseinanderzusetzen und seinen spezifischen Voraussetzungen beraten zu lassen.

Können sich die die Zuhörer auch an Dich wenden und Dir Fragen stellen?

Matthias: Sie können sich gerne melden, wenn sie Fragen haben. Grundsätzlich gibt es für jedes Startup die passende Rechtsform und man muss einfach abwägen.

In den folgenden zwei Folgen werden wir näher auf das Thema eingehen. Meldepflicht und Steuern und in der dritten Folge werden wir dann noch weitere Themen anreißen, die dann auch noch bei der Gründung zu beachten sind.

 

Links der Folge:

Du hast noch mehr Fragen oder benötigst Hilfe? Dann kontaktiere Matthias unter!

E-Mail: steuerberater@gschnaidter.de

oder

Xing: https://www.xing.com/profile/Matthias_Gschnaidter/cv

Redaktion

Peter-Georg Lutsch

Als Gründer der Sidepreneur® Plattform unterstütze ich seit über 7 Jahren nebenberufliche Gründer*innen dabei, ihre Geschäftsideen umzusetzen und ihr Unternehmen erfolgreich aufzubauen.

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