Das Leben der Anderen – Ein Gastbeitrag von Lars Wrobbel

Sidepreneure und das Leben der Anderen von Lars Wrobbel

Ein Leben als Sidepreneur bringt viele Vorteile mit sich, wie ein weiterhin „sicheres“ Einkommen während man etwas eigenes aufbaut oder auch die Freiheit bei der Ideen-Validierung etwas experimenteller sein zu können – jedoch muss man auch damit rechnen, immer wieder auf Personen zu treffen, die einen überhaupt nicht verstehen können.

Für den Großteil der Menschen ist die Arbeit neben dem eigentlichen Leben das notwendige Übel, um sich auf das kommende Wochenende freuen zu können. Sie tauschen gerne 5 Tage unerfüllende Arbeit gegen 2 Tage Wochenende. Für Sidepreneure jedoch ist die Arbeit eine Möglichkeit der Selbstverwirklichung, ein möglicher Übergang in die Selbstständigkeit,  eine Möglichkeit des Experimentierens und eine zusätzliche Einkommensquelle. Und somit unterscheiden sich Sidepreneure sehr von „den Anderen“.

Lars Wrobbel, ebenfalls Sidepreneur und Blogger, hat uns heute im Gastbeitrag einmal seine Erfahrungen geschildert, die er mit Nicht-Sidepreneuren erlebt hat. Viel Spaß!

Das Leben der Anderen – Ein Gastbeitrag von Lars Wrobbel

Obwohl ich nun schon einige Zeit neben meinem Job als Angestellter Projekte in Eigenregie durchführe, ist das Leben als Sidepreneur immer noch relativ neu für mich. Von Anbeginn an allerdings, finde ich die Beziehung zwischen Sidepreneuren und Nicht-Sidepreneuren mehr als faszinierend und ich bin immer noch dabei, den richtigen Umgang damit zu lernen. Da es sich nicht zwingend immer um Arbeitskollegen handelt, wollen wir die Nicht-Sidepreneure im Folgenden als die „Anderen“ bezeichnen. Vielleicht findest du dich in meinen Gedanken wieder und vielleicht hilft dir meine Sichtweise auch dabei, dein Sidepreneur-Leben besser zu gestalten.

Die Sicht eines Sidepreneurs auf die Anderen

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich als Sidepreneur habe manchmal das Gefühl, ich würde in einer ganz anderen Welt leben bzw. sogar zwei verschiedene Leben leben. In der Woche gehe ich 40 Stunden arbeiten, wie die meisten anderen Menschen auch. Ich strenge mich in meinem Job als IT-Berater an, versuche mich weiter zu entwickeln und arbeite meist in größeren Projekt-Teams. Abseits dessen führe ich meinen inzwischen schon sehr bekannten P2P-Blog, schreibe Bücher und ziehe diverse andere Projekte im Alleingang durch.

Beide Leben sind so weit voneinander entfernt, wie sie es nur sein könnten und manchmal fühle ich mich wie ein Autoverkäufer im Kindergarten, wenn ich den „Anderen“ erklären möchte, was ich im Internet nebenher tue. Aber gerade das macht es auch so spannend. Auf der einen Seite bin ich ein Zahnrad in einem Geflecht eines großen Unternehmens, auf der anderen Seite bin ich mein eigener Chef, dort bin ich kein Zahnrad, ich bewege die Zahnräder.

Das Leben eines Sidepreneurs ist nicht für jeden etwas, denn man muss in diesen beiden Welten parallel leben. Aufgrund dessen nimmt man allerdings seine Umgebung viel stärker wahr, als wenn man sich nur auf den einen „normalen“ Job konzentriert. Das hängt damit zusammen, dass man schon allein aufgrund der Anstrengung das Leben bewusster planen muss und keine 2 – 4 Stunden abends vor der Playstation oder dem Fernseher hängen kann.

Inzwischen kann ich mir ein „normales“ Leben nicht mehr vorstellen. Die „Anderen“ jammern immer darüber, dass sie so wenig Freizeit haben, aber ist das wirklich so? Ich denke nicht. Wirklich bewusst geworden ist mir dies aber auch erst, seit ich selbst digital nebenher arbeite. Die Zeit vorm Fernseher oder der Playstation vergeht extrem schnell. Ruckzuck sind 4 Stunden weg und was hat man in der Zeit geschaffen? Richtig, gar nichts. Ich habe das bis zu einem für mich dramatischen Wendepunkt in meinem Leben selbst gemacht. Mit Abstand betrachtet das sinnloseste Verhalten, dass man sich vorstellen kann. Leider aber vollkommen normal und die „Anderen“ sind oft vorne mit dabei.

Heute gelte ich in vielen Kreisen als Arbeitsmaschine, als lebendig gewordener Duracell-Hase, was mich teilweise stolz, aber teilweise auch nachdenklich macht. Ich mache kein Geheimnis aus meiner parallelen Unternehmerschaft und viele wissen daher von meinen Projekten, die ich umsetze. Aus vielen Gesprächen und Beobachtungen weiß ich, dass meist die folgenden 3 Fragen in ihren Köpfen herumschwirren:

  1. Wie macht er es?
  2. Wann macht er es?
  3. Wieso macht er es?

Erstens: Ich erschaffe Dinge vor allem aus dem Grund, da ich meinen Blick nicht nur auf meinen Angestelltenjob gerichtet habe, sondern mein Interesse viel weiter geht als bei vielen anderen. Durch diese naturgebundene und stetig wachsende Neugier erschließe ich immer weitere Skills, die mir als reiner Angestellter einfach verwehrt bleiben würden. Dazu gehört natürlich auch ein entsprechendes Engagement in der Freizeit. Das lohnt sich aber, denn die Lernkurve ist enorm hoch.

Zweitens: Ich arbeite in meinem Business vor allem dann, wenn die „Anderen“ Dinge tun, um sich die Zeit zu vertreiben. Versteht mich nicht falsch. Ich habe das, wie gesagt, lange Zeit auch gemacht. Sobald nichts mehr zu tun war, hatte ich mein Handy in der Hand. Genau in diesen Zeiten kann man aber auch ganz andere Dinge machen. Z.B. das Inhaltsverzeichnis eines neuen Buches strukturieren oder interessante Dinge lernen. Natürlich kann man sich auch das neuste Katzenfoto auf Facebook anschauen. Die Entscheidung liegt bei jedem selbst.

Drittens: Ich mache es vor allem, um mich selbst zu verbessern. In meinem Angestelltenjob arbeite ich größtenteils Menschen zu. Natürlich habe ich meine Entwicklung in einem gewissen Maß selbst unter Kontrolle, aber niemals in einer Größenordnung, wie ich es z.B. als digitaler Teilzeit-Nomade habe. Hier kann ich selbst bestimmen, mit welchen Projekten ich mich beschäftige, wo ich mich damit beschäftige, was ich lerne und was ich letztendlich umsetze. Ich kann heute ein Buch schreiben, wenn mir danach ist. Ich kann aber auch genauso gut morgen Hundebürsten aus China importieren, um die Hunde dieser Welt ein Stückchen glücklicher zu machen.

Die Sicht der Anderen auf den Sidepreneur

Ich habe es weiter oben bereits erwähnt, ich gelte bei „Anderen“ oft als Arbeitsmaschine, die keinen Spaß am Leben hat und sich in ihrer Freizeit kaputt arbeitet. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Arbeit als Sidepreneur gibt einem sehr viel mehr, als der Angestelltenjob allein. Sie ist zu 100% selbstbestimmt und ist für mich persönlich daher keine Arbeit mehr. Ich schreibe diesen Artikel für Michael um 1:15 in der Nacht an einem Dienstag. Und warum? Weil ich es kann und mir gerade danach ist. Und wenn Arbeit keine Arbeit mehr ist, was ist es dann? Genau, es ist Spaß. Fachlich reden wir hier vom „Eustress“, der positiven Form des Stresses. Dies ermöglicht mir, manchmal ganze Nächte durchzuarbeiten und morgens dennoch fit zu sein. Es macht einfach Spaß.

Die „Anderen“ (vor allem die älteren Exemplare) können laut meiner persönlichen Erfahrung sehr wenig mit Sidepreneuren anfangen. In etwas tieferen Gesprächen kommt dann aber oft der Grund heraus, warum das so ist. In fast allen Fällen hört man Dinge wie: „Hätte ich das doch in deinem Alter gemacht“. Ich denke aber manchmal selbst „Warum hab ich nicht 10 Jahre früher angefangen?“. Immer eine Frage der Sichtweise. Man kann daraus aber mitnehmen: prinzipiell ist es nie zu spät anzufangen. Ich glaube der Knackpunkt bei den „Anderen“ ist einfach, dass sie zu fast jedem Zeitpunkt im Leben glauben, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, um Dinge anzugehen. Sie müssen erst noch in ihrer aktuellen Situation „klar kommen“, sich um einen Versicherungsfall kümmern, haben viel zu tun, müssen noch den Hund streicheln, Müll raus bringen oder Blumen gießen. Die Ausreden sind unfassbar facettenreich. Wie einfallsreich sie wohl als Unternehmer wären?

Aber die „Anderen“ schätzen einen auch oft aufgrund der scheinbar großen Anstrengung, die man auf sich nimmt, um für seine Träume zu kämpfen. In manchen Momenten beschleicht mich das Gefühl, dass sie nur sehen wollen, wie man scheitert. Aber manchmal sehe ich mich auch als Vorbild und hoffe so, den ein oder anderen dazu zu motivieren, alle unnötigen Katzenbilder auf seinem Handy zu löschen 🙂

Was wir voneinander lernen können

Es gibt ein wunderbares und kostenloses Hörbuch auf YouTube mit dem Namen „Murphys Komitee“ von Jerry Clark (Hörbuch siehe auch unten). Ein guter Freund machte mich vor kurzem darauf aufmerksam und seither gehört es zu meiner absoluten Lieblingslektüre. In diesem Hörbuch bezeichnet der Autor Menschen, die etwas im Leben erreichen wollen und selbstbestimmt sind als Nashörner, die gerne im Dschungel leben und Menschen, die sich lediglich auf den Angestelltenjob konzentrieren, als Kühe, die gerne auf der umzäunten Weide leben, auf der ihnen (scheinbar) nichts passieren kann. In der Regel sind diese Nashörner nicht gerne mit Kühen zusammen und die Kühe sind nicht gerne mit Nashörnern zusammen. Ihre Interessen sind einfach zu unterschiedlich. Die Nashörner reden über positive und alternative Dinge, von denen die Kühe nichts wissen wollen. Sie möchten gerne jammern und das normale Leben leben, so wie der Rest der Herde.

Ich stimme dem Autor da leider vollkommen zu, denn so ist es in den meisten Fällen. Jedoch ist das Problem des Sidepreneurs auch, dass wir die „Anderen“ oft übermütig mit unseren Vorstellungen und Ideen konfrontieren. Die „Anderen“ wollen solche Dinge in der Regel einfach nicht hören. Genauso wenig wollen wir uns das tägliche „Katzengejammer“ anhören. Wir sind manchmal wie zwei entgegengesetzte Pole bei einem Magneten. Wir stoßen uns im wahrsten Sinne des Wortes ab.

Ich bin daher inzwischen der Meinung, dass es besser ist, den Weg des Sidepreneurs ein wenig „abseits“ zu gehen und die beiden Leben, die man führt, tatsächlich klar zu trennen. Man soll natürlich seine Tätigkeiten nicht geheim halten, aber wir sollten auch nicht jeden damit konfrontieren. Wenn einer der „Anderen“ Interesse an deinen nebenberuflichen Tätigkeiten hat, wird er sich schon melden. Und wenn nicht, wird er sich sicher liebend gerne weiter Katzenbilder auf seinem Handy anschauen.

Dies ist für mich bis jetzt der verträglichste Weg, wie ich mit den „Anderen“ leben kann. Auch wenn ich die Welt hier und da verbessern möchte, so muss ich doch einsehen, dass es nicht meine Aufgabe ist. Was ich aber tun kann ist, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Und tatsächlich, einige Menschen sind seitdem ebenso auf dem Pfad des Sidepreneurs gekommen.

Was ist mit dir? Wie gehst du mit deinem Sidepreneur-Leben um?

Hier ist noch einmal das Hörbuch zum Reinhören:

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Redaktion

Lars Wrobbel

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